Leitbild

Der „Keimling“ der Waldläufer bestand aus acht Kindern, die im noch jungen Jahrtausend erst dem alten Kohleschuppen und später dem verlassenen Fachwerkhaus Leben einhauchten. Zwischen diesen beiden Gebäuden steht eine ausgewachsene Ulme. Ihr Wachstum vollzieht sich im Jahreskreis immer wieder aufs Neue. Wie deren Blätter, Zweige und Wurzeln bilden Kinder, Eltern und Erzieherin eine Einheit, die diesen Kreislauf im Gange halten. Es sind jedoch die Blätter, die den Wald Jahr für Jahr mit Leben füllen.

Was immer bleibt: Das Vertrauen in die Persönlichkeit des Kindes, das Wissen über das Leben in und mit der Natur und das Gefühl, gemeinsam wirken zu können.

Das Kind

Wir begegnen einander in Gleichwürdigkeit und Freiheit und achten Grenzen und Gefühle.

Unser Bild vom Kind sehen wir in dessen autonomem, ganzem Wesen, das sein Entwicklungs- und Wachstumspotential in sich trägt. Es besitzt und lebt seine eigene Persönlichkeit. Wir begleiten das Kind in seinem Wissensdrang und lassen es wahrnehmen, dass es Rechte und Freiheiten hat. Die eigene Freiheit geht nur so weit wie sie nicht die Freiheit des Anderen einschränkt. Was Grenzen und Konflikte betrifft, setzen wir auf gegenseitigen Respekt und Wertschätzung, Gleichwürdigkeit, Offenheit und Wahrhaftigkeit, Gewaltfreiheit und Achtung aller Gefühle. Das Kind handelt selbstbestimmt, es hat ein Recht auf eigene Erfahrungen – auch auf Gefahren, denen es in einem schützenden Rahmen begegnen kann. Das Kind will am Leben teilhaben und will partizipieren.

Wir freuen uns, es auf seinem Weg bei uns begleiten und fördern und auch fordern zu dürfen, denn „ein Kind ist kein Gefäß das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will.“ – François Rabelais –

Natur & Wildnis

Wir erfahren Natur mit allen Sinnen und lernen sie zu achten.

Was ich liebe, das schütze ich.

Unser Kindergarten befindet sich inmitten der Natur. Sie bringt uns dazu, rauszugehen und vielfältige Sinneserfahrungen zu erleben. So ermöglicht sie uns, Zusammenhänge innerhalb der Natur und in uns zu verstehen und zu erfahren. Dadurch entsteht in der Natur, und hier im spezifischen dem Wald, ein ganzheitlicher Entwicklungsraum für die Kinder. Hierbei ist der Wald außerdem mit einer der einzigen Räume, der nicht vom Menschen geschaffen wurde. Die Kinder dürfen hier wild, frei und im Einklang mit der Natur sein. Dafür verwenden wir Lehrmethoden aus der Wald- und Wildnispädagogik, die aus dem Wissensschatz der alten Naturvölkern entstanden sind. Es werden die vielen Naturkreisläufe und Jahresfeste bei jedem Wind und Wetter kennengelernt. Besonders nach dem Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), versuchen wir den Kindern Kenntnisse über Flora und Fauna näher zu bringen, damit sie auch nachhaltig eine Beziehung zur Natur aufbauen können, um sie zu schützen und dankbar für sie zu sein.

Gemeinschaft

Wir gehen Bindungen ein und lassen Beziehungen wachsen.

Bereits mit den ersten Gefühlsregungen wächst ein sich lebenslang im Wandel begriffenes, jedoch sehr individuelles Bedürfnis nach Bindung, Beziehung, Kontakt und Nähe. Als in der Regel wichtigste Bezugspersonen der ersten Lebensjahre sind die Eltern auch für uns Waldläufer von der Eingewöhnung bis zum Schuleintritt ihrer Kinder die wichtigsten Partner. Die entstehenden Bindungen werden von ihnen begleitet und mitgestaltet. Wir Erzieher*innen bauen diese Bindungen mit Geduld und achtsamem Blick auf die Bedürfnisse des Kindes auf und können dabei Distanz wahren.

Eine gleichfalls wichtige Partnerschaft gehen Eltern und Erzieher*innen in der gemeinsamen Verantwortung für das ein Hektar große Naturgelände mit seinen Bauten, Tieren und Pflanzen ein. Elternarbeit, ob mit Hammer und Säge oder im Vorstand, ist ein Grundstein für die Gestaltung und Sicherheit dieses Ortes. Hierbei wollen wir uns in basisdemokratisch gewachsenen Strukturen auf Augenhöhe begegnen.

Gemeinschaftliches Handeln erleben und erlernen die Kinder so auch abseits des pädagogischen Alltags bei kollektiven Arbeitseinsätzen und Festen der Waldläufer-Familien und -Erzieher*innen.

Durch ihr Mitwirken erschließen sie sich Wege zur Teilhabe am gesellschaftlichen Miteinander.